§ Justiz macht Schule §
Durch die vorweihnachtlich glitzernde Adventstimmung in Graz fand sich die Wahlpflichtgruppe Geographie Mitte Dezember zu einem spannenden Lehrausgang im Landesgericht Graz am Marburger Kai ein. Dabei hatten wir die nicht alltägliche Gelegenheit, eine öffentliche Zivilrechtverhandlung live mitzuerleben. Zuvor hatte die Klasse die Möglichkeit, sich nach der Eingangskontrolle kurz im Landesgericht umzusehen. Anschließend wurden die Schüler*innen vom Richter und Leiter der Medienstelle, Herrn Mag. Hayn, in den Verhandlungssaal gebeten.
Vor Beginn der Verhandlung hatten wir in der anschließenden Fragerunde die Möglichkeit, zahlreiche Fragen zum österreichischen Justizsystem zu stellen. Während der gesamten Veranstaltung haben sich die Schüler*innen sehr interessiert und motiviert präsentiert. So wurden beispielsweise folgende Fragen diskutiert:
Was sind die Aufgaben (und Erfahrungen!) eines Richters? Welche verschiedenen Gerichte gibt es und wo befinden sie sich? Wie ist die Gerichtsstruktur aufgebaut? Wie heißt die österreichische Justizministerin? Was macht ein Staatsanwalt? Wie funktioniert eine Justizanstalt (Gefängnis)? Welche Berufe gibt es bei den österreichischen Gerichten? Was steht im Grundbuch und was im Firmenbuch? Was mache ich bei einem Nachbarschaftsstreit? Wer zahlt die Gerichtskosten? Was macht das Bürgerservice? Kommen Jugendliche gleich ins Gefängnis, wenn sie etwas angestellt haben? Diese und viele andere Fragen wurden diskutiert.
Nach einer kurzweiligen Stunde kamen die Akteure der Verhandlung: Richterin, Laienrichter, Kläger, Beklagte, Anwälte. Es ging um die Anfechtung einer Kündigung. Zuerst wurde der Angeklagte (Geschäftsführer der Firma) sehr ausführlich von der Richterin befragt. Alles wurde genau protokolliert und im Detail nachgefragt. Danach kam der Kläger an die Reihe. Sehr spannend war für uns, dass sowohl die Schilderungen des Klägers als auch des Angeklagten plausibel und glaubwürdig klangen. Wir waren und sind uns einig, dass es für die Richter keine leichte Aufgabe war/ist, die „Wahrheit“ herauszufinden. Es stellt sich die philosophische Frage, was „Wahrheit“ eigentlich ist - liegt sie nicht letztlich ohnehin im Auge des Betrachters? Jedenfalls musste eine Lösung gefunden werden, sehr oft geht es dabei um Geld und endet mit Kompromissen.
Nach dem Lehrausflug waren die Schüler*innen beeindruckt. "Heute habe ich etwas fürs Leben gelernt", sagte eine Schülerin hinterher. Sie schilderte weiter: „Besonders der Gerichtsprozess war für mich beeindruckend und ein guter Einblick in diese mir unbekannte Welt sowie den Berufsalltag eines/einer Richter*in“. Ein Schüler meinte im Anschluss: „Wir haben viel Neues gelernt und ein Beispiel der Judikative unseres Staates hautnah erlebt. Alles in allem würde ich sofort wieder an so einer interessanten Schulexkursion teilnehmen und kann sie nur weiterempfehlen“.
Vielen Dank an das Landesgericht Graz und allen Beteiligten für dieses spannende Erlebnis!